An dieser Stelle möchten wir unsere Arbeit als Mediator:innen in Strafsachen (Täter-Opfer-Ausgleich) anhand einer Fallgeschichte darstellen. Die Personen, Orte und Umstände sind soweit anonymisiert worden, dass keine Zuordnung stattfinden kann. 

Der besondere Fall

 

Fußball im Kopf 

Beim Nordderby zwischen HSV und Werder stand es in der Halbzeitpause 1:3 für Werder, was Timo ziemlich geärgert hat. Als er sich am Getränkestand eine Cola holen wollte, wurde er von einem Werder-Fan angerempelt. Kurze Zeit später ließ dann noch ein anderer Werder-Fan, der vor ihm in der Reihe stand, einen blöden Spruch über den HSV ab. Da konnte Timo nicht mehr an sich halten: mit einem ordentlichen Stoß schubste er den Typen nach vorne, während er ihn als „Wichser!“ bezeichnete. 

Für den Werder-Fan kam der Angriff völlig überraschend. Er fiel zu Boden und stieß dabei mit dem Kopf an die Theke. Aufgrund einer stark blutenden Platzwunde an der Stirn mussten Rettungswagen und Polizei gerufen werden. 

Das Spiel war damit für die beiden gelaufen. Gegen Timo wurde wegen Körperverletzung und Beleidigung ermittelt. Da Timo schon am Tatort und später auch in der Vernehmung deutlich gemacht hat, dass ihm seine Überreaktion sehr Leid tat, und er sich bei dem Geschädigten entschuldigen wolle, wurde der Fall von der Polizei an die Konfliktschlichtung e.V. übermittelt.
In separaten Vorgesprächen wurde mit beiden Beteiligten besprochen, wie der Konflikt außergerichtlich geschlichtet werden kann. Timo leistete eine angemessene finanzielle Wiedergutmachung an den Werder-Fan. Darüber hinaus erklärte er in einem gemeinsamen Gespräch, wie es zu seiner Überreaktion gekommen ist und entschuldigte sich in aller Form bei dem Geschädigten. Dieser nahm die Entschuldigung an und beide trennten sich mit den Worten: " Fair Play, nicht nur auf dem Spielfeld"!